Ich muß 14 oder 15 Jahre alt gewesen sein, als ich an einem Märznachmittag den Kopf ins Wohnzimmer steckte, wo meine Mutter mit einigen Bekannten beim Kaffee saß, und ihr kurz Bescheid gab: „Heute abend gehe ich mit Christoph zum Kätzchenschütteln.“ Später erzählte sie mir nicht ohne Belustigung, daß ihre Freundinnen sie ausgefragt hatten, ob das eine öffentliche Veranstaltung sei, ob da jeder teilnehmen könne und warum und wieso man überhaupt junge Katzen schütteln müsse und ob das womöglich Tierquälerei sei. Meine Mutter hat sie dann natürlich darüber aufgeklärt, daß Weidenkätzchen gemeint waren.
Der Jahreszeit angemessen hier ein weiteres Gedicht von P. B. M. Allan. Die Engländer unterscheiden sprachlich zwischen willows (schmalblättrige Weidenarten) und sallows (Salweiden). Im entomologischen Jargon bedeutet sallowing etwa dasselbe wie unser „Weidenschütteln“ oder „Kätzchenfang“. Und catkin ist natürlich das Weidenkätzchen.
Schade, daß es in Stimmung und Inhalt nichts Vergleichbares auf deutsch gibt.
Übrigens wird in einigen Zeilen dieses Gedichts ein typisches Merkmal angelsächsischen Sprachgebrauchs sichtbar. Briten sprechen lateinische Wörter prinzipiell mit englischer Betonung aus. Da reimt sich lutosa auf closer und Dasycampa auf pamper. An einer anderen Stelle seiner Werke hat Allan den Namen Dasycampa mit “Daisy Camper” wiedergegeben.
PHILIP ALLAN
Pentre Hill (1943)